AGS - Burg (-Ruine) Rötelstein

Das Projekt

2001 stellte die Arbeitsgruppe Schlossberg ein Projekt zur Sicherung der Ruine Rötelstein vor, das von 2005-2010 in Zusammenarbeit mit der Stadtgemeinde Hainburg, dem Bundesdenkmalamt, der Kulturabteilung des Landes NÖ und dem Nationalpark Donau-Auen verwirklicht wurde. Ziel war es, neben der Erhaltung der interessanten mittelalterlichen Bausubstanz und der Einrichtung einer Schutzzone für Reptilien den Besuchern Möglichkeit zur Rast und Aussicht auf den Nationalpark mit entsprechender Information zu bieten. Verbunden damit waren eine baugeschichtliche Untersuchung, die Vermessung und die Aufarbeitung der Geschichte der Burg.


Baualterplan

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MMag. Ronald Woldron, 2006


Irnfried von Rötelstein

Um 1170 (genaues Datum gibt es nicht) errichtete „Irnfriedus de Heimenburg“ seinen Herrensitz auf dem von der Donau umflossenen steilen Felsen und nannte sich ab dann „dominus Irnfriedus de Roetilnstein“. Er entstammte der Familie der Sonnberger (verwandt mit den Kuenringern) und gehörte im 12. und beginnenden 13. Jahrhundert zu den bedeutenden babenbergischen Ministerialen (adeligen Landherren) im östlichen NÖ.

Die Burg

Die Kernburg wurde zwischen 1156 und 1220 in mehreren Bauphasen auf dem Hochplateau errichtet. Die in ihrem Verlauf noch großteils erhaltenen baugeschichtlich recht interessanten Ringmauern waren mit behauenen Quadern (sicherlich aus Carnuntum) verkleidet und wurden von 7 ebenfalls quaderverkleideten Stützpfeilern abgestützt.
Das Foto wurde im Jänner 2007 vor der Sanierung aufgenommen. Es zeigt die noch erhaltenen Quader der Ringmauer am Füllmauerwerk haftend, das teilweise lagig, oft als „opus spicatum“ (schräg gestellt) mit Mörtel aus Flussschotter ausgeführt wurde.

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Östliche Ringmauer, Foto: Karches, Jänner 2007

Von den Gebäuden erkennt man nur mehr Fundamentreste. Ein fünfgeschossiger Bergfried (zwischen 1270 - 1300 errichtet) überragte die repräsentative Anlage und schützte den Eingang zur Hauptburg, an die zur selben Zeit im Norden eine Vorburg angebaut wurde, deren Reste noch erhalten sind, auf der Zeichnung rechts vom Turm zu erkennen.

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Zeichnung Franz Kutschera, 1840 (NÖ Landesbibliothek)

Die Burg wurde durch einen tiefen Halsgraben von der östlich gelegenen Ortschaft Rottenstein getrennt, von deren Ummauerung man heute nur noch Fundamentreste erkennen kann. Aus dem 14. Jh. stammt die hohe frühgotische Mantelmauer zwischen Burg und Graben, die auch heute noch der mächtigste erhaltene Mauerrest der Burg ist.

Die Herren von Rötelstein

1248 wurde mit „Liutwin de Rotenstein“ der letzte Sonnberg-Rötelsteiner urkundlich erwähnt. Dann folgten die Stuchsen (1272 genannt) und die Haslauer (bis 1306). 1318 verkaufte Ulrich von Dachsberg, die Burg an den Landesfürsten. Die Habsburger verpfändeten in den folgenden beiden Jahrhunderten Burg und Herrschaft Rötelstein, zu der auch ein Stadthof (der Götzenhof an der Nord-Ost-Ecke der Stadt) und zahlreiche Besitzungen gehörten, an verschiedene adelige Familien wie die Streifing, die Enzersdorfer und Missingdorfer. Für die war die strategische Position der Herrschaft an der Ungarngrenze interessant und die ertragreiche Nutzung des Auwaldes, der Jagd, der Fischerei und der Überfuhr nach Theben.

Ungarnkriege - „Raubritterburg“ Rötelstein

Schwer zu leiden hatte der Osten Österreichs und auch die Herrschaft Rötelstein während der Auseinandersetzungen der Habsburger mit den Ungarn. Die andauernden Kampfhandlungen machten die Lage für die Bewohner der kleinen Dörfer, Höfe und Herrensitze lebensbedrohend, sodass viele verödeten. So erging es auch dem Dorf Rottenstein, denn Kaiser Friedrich III. überließ der Stadt Hainburg, als er ihr 1451 Grundbuch und Grundsiegel verlieh, auf unbestimmte Zeit die zur Herrschaft Rötelstein gehörigen Güter zur Bewirtschaftung.

Einige Jahre später setzte sich der Söldnerführer Ledwenko im östlichen Grenzgebiet fest und errichtete an der Donau bei der Rötelstein und in Hof an der March Sperren (sogenannte Tabore), von denen aus seine Söldner Schiffe anhielten und plünderten. Er erpresste Zahlungen, raubte, plünderte und hob Steuern ein. Diese räuberischen und gewalttätigen Umtriebe brachten der Rötelstein in den folgenden Jahrhunderten das Image einer „Raubritterburg“ ein. 1458 wurden die Tabore von Erzherzog Albrecht VI. gesprengt, die marodierenden Söldner gefangen und in Wien hingerichtet.
Während der Kriegszüge des ungarischen Königs Matthias Corvinus wurde auch die Rötelstein beschädigt. Denn als der letzte Pfandinhaber, Graf Peter von St. Georgen und Bösing, der Stadt Hainburg 1511 die Feste Rötelstein mit allem Zugehör, ausgenommen die Fischerei, die Jagd und die Überfuhr nach Theben schenkte, wurde die Burg bereits als „ein zerprochen Slos“ bezeichnet.

Der Abbruch der Burg

1693 verkaufte die Stadt dem Pressburger Baumeister Roßbeitnern die Quadersteine der Rötelstein. Die Burg wurde abgebrochen und auch alles andere, was noch brauchbar war, wurde mitgenommen und wiederverwertet. Zurück blieben Quader nur an den Stellen, wo sie schwer zu entfernen waren oder wo Einsturzgefahr bestand, wie bei den Stützpfeilern oder dem sicher schon baufälligen Bergfried. Zurück blieb auch jede Menge Mörtel, Bauschutt und Bruchsteine, die das ursprüngliche Bodenniveau überdecken.
In den folgenden Jahrhunderten bewirtschafteten die Hainburger weiterhin die Felder, Wiesen und Weingärten der Herrschaft Rötelstein, wie den Grundbuchsaufzeichnungen zu entnehmen ist. Dann aber verlor sich die Spur der Rötelstein in d en Aufzeichnungen, die Ruine wurde vom Auwald überwuchert, von Raubrittergeschichten und Sagen umrankt und nur mehr von Wanderern aufgesucht, bis sie von der Arbeitsgruppe Schlossberg aus ihrem „Dornröschenschlaf“ geweckt wurde.

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Die Raststätte „Arche Noah“ mit der Rötelstein im Hintergrund, Foto: Ernst Balzer, 1930

Sanierung

Sept. 2005 Beginn der Arbeiten durch die Erneuerung der Stiege zur Burg. Eine archäologische Grabung durch das Bundesdenkmalamt legt auf dem Plateau der inneren Burg einen Estrich aus dem 13. Jahrhundert frei.
2006        Bauhistorische Erforschung der Burg und Erstellung eines Baualterplanes durch MMag. Ronald Woldron; Sanierung der gotischen Mantelmauer in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt und der NÖ Landesregierung.
2007  Strauch- und Neophytenschnitt am Vorplatz und am Hang
April 2009  Sanieurng der romanischen Ringmauer an der Südseite; Ausschneiden von Gefahrenbäumen und Gebüsch am Hang des Burgberges und im gesamten Burgareal durch den NP und die Arbeitsgruppe; Abholzen und Pflege des gesamten Areals.

20100624röt (7) [2].JPG Die gotische Mantelmauer stößt an die romanische Ringmauer mit dem südlichen Stützpfeiler.
Foto: Karches Juni 2010

April/Mai 2010   Die noch erhaltenen, frei hängenden Quader an der Außen- und Innenseite der romanischen Ringmauer werden gereinigt, verfugt und verankert. Auch die Füllmauern der Außen- und Innenseite dieses Mauerabschnitts der Kernburg werden saniert.
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Stützpfeiler und frei hängende Quader an der Außenseite der romanischen Ringmauer der Kernburg
Foto: Karches, Juni 2010

Einrichtung einer Reptilienschutzzone insbesondere für Würfelnattern, Smaragdeidechsen

07.04.2011  Die Nationalpark-Info-Stelle und die Aussichtsplattform auf dem Plateau der Rötelstein werden eröffnet.
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Enthüllung der Info-Tafel. Foto: AG Schlossberg, April 2011

November 2013  Abschluss des Projektes Rötelstein durch die Sanierung des Mauerrestes an der nordöstlichen Vorburg: Anschlussstelle der gotischen Mantelmauer an die romanische Ringmauer.
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Nordost-Ecke der Vorburg. Foto: Karches, Oktober 2013


 

 

Friedrich Karches, Hainburg 2015